Der Bielefelder Historiker Sven Oliver Müller hält sich von Mitte November 2009 bis Mitte Februar 2010 in München auf. Er arbeitet zum Thema „Die Musik der Gesellschaft. Das Opern- und Konzertpublikum in Berlin, München und Wien 1815 bis 1914“.

Opernhäuser und Konzertsäle, so Müller, waren im neunzehnten Jahrhundert zentrale Treffpunkte der Gesellschaft und öffentliche Orte der Diskussion. Dabei waren die Inszenierungen und Selbstinszenierungen der bürgerlichen Schichten und des Adels, die das Publikum ausmachten, nicht nur Widerspiegelungen von sozialen Unterschieden oder von kulturellen Verhaltensmustern. Vielmehr, so Müllers These, brachten die regelmäßigen und geregelten Aufführungen die gesellschaftliche Ordnung mit hervor. Musikalische Vorstellungen repräsentierten und generierten auf diese Weise gleichzeitig sozialen Status, kulturelle Verhaltensmuster und politische Ungleichheit.

Sven Oliver Müller hat bei Hans-Ulrich Wehler über Nationalismus in Deutschland und Großbritannien im Ersten Weltkrieg promoviert, danach im Rahmen der neukonzipierten Wehrmachtsausstellung in Hamburg gearbeitet. Seither ist er in Bielefeld wissenschaftlicher Mitarbeiter und hat mehrere Einladungen zu Gastaufenthalten wahrgenommen, unter anderem am European University Institute in Florenz und an der Columbia University in New York. In München wird er im Rahmen seines Projekts mit den Professoren Eckhart Hellmuth und Hans-Michael Körner zusammenarbeiten und die reichen musikwissenschaftlichen Bestände der Staatsbibliothek nutzen.